Umfrage: KI hat festen Platz in der Radiologie
Eine kürzlich von der EuSoMII unter Mitgliedern der ESR durchgeführte Umfrage beleuchtet die Erwartungen von Radiologen an künstliche Intelligenz (KI). Der Fokus lag dabei auf der tatsächlichen Nutzung, den wahrgenommenen Vorteilen und den Herausforderungen, die die Nutzung von KI mit sich bringen.
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Eine kürzlich von der European Society of Medical Imaging Informatics (EuSoMII) unter Mitgliedern der European Society of Radiology (ESR) durchgeführte Umfrage beleuchtet die Erwartungen von Radiologen an künstliche Intelligenz (KI). Der Fokus lag dabei auf der tatsächlichen Nutzung, den wahrgenommenen Vorteilen und den Herausforderungen, die die Nutzung von KI mit sich bringen.
Die Ergebnisse zeigen eine zunehmende Akzeptanz von KI: 48 Prozent der Befragten nutzen KI aktiv in der klinischen Praxis und weitere 25 Prozent planen, dies zu tun. Die Auswirkungen von KI sind laut der Umfrageergebnisse in der Brust- und Onkologie-Bildgebung am deutlichsten, insbesondere bei der Computertomografie (CT), Mammografie und Magnetresonanztomografie (MRT). Auch bei der Erkennung von Anomalien bei asymptomatischen Patienten erwarten die Befragten Verbesserungen durch den Einsatz von KI.
Fast die Hälfte der Studienteilnehmer (48 Prozent) denkt, dass Patienten reine KI-Berichte nicht akzeptieren werden. Gut 16 Prozent gehen davon aus, dass Patienten solche Berichte akzeptieren würden, für 36 Prozent der Teilnehmer ist es noch zu früh, um diese Frage beantworten zu können. 42 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass der Einsatz von KI-Systemen die Beziehung zwischen dem radiologischen Team und dem Patienten nicht verändern wird. Für 45 Prozent steht fest, dass Radiologen die (rechtliche) Verantwortung für alle KI-Ergebnisse übernehmen müssen, die die klinische Entscheidungsfindung beeinflussen können. Fast 37 Prozent erwarten eine geteilte Verantwortung, 12 Prozent sehen die Verantwortung bei den Entwicklern von KI-Tools.
Mehr als 70 Prozent der KI-Anwender gaben an, mit den Anforderungen der Medizinprodukterichtlinie (MDR) nicht vertraut zu sein, was den Bedarf an (regulatorischer) Aufklärung deutlich macht. Etwa die Hälfte der Befragten sieht keine Auswirkungen von KI in Bezug auf die Beschäftigungsmöglichkeiten, während knapp 30 Prozent eine Verringerung der Beschäftigungsmöglichkeiten erwarten und der Rest einen Anstieg erwartet. Im Vergleich zu einer früheren Umfrage von 2018 ist der Ausblick der Radiologen auf die Auswirkungen von KI auf die beruflichen Möglichkeiten damit insgesamt etwas weniger optimistisch geworden, obwohl aktuelle KI-Nutzer und Forscher eine positivere Meinung haben.
Der Einsatz von KI-basierten Anwendungen wird die Aufgaben des radiologischen Teams für knapp 45 Prozent der Befragten klinischer und für gut 36 Prozent technischer machen. 16 Prozent erwarten keine Veränderung, für knapp drei Prozent werden die Aufgaben sowohl technischer als auch klinischer werden. Für die relative Mehrheit der Befragten (40 Prozent) werden sich Radiologen stärker auf radiologische Subspezialitäten konzentrieren, so dass KI-basierte Anwendungen nicht dazu beitragen werden, Ergebnisse außerhalb des Bereichs der Subspezialisierung zu melden. Knapp 25 Prozent sind der Meinung, dass Radiologen sich weniger auf radiologische Subspezialitäten konzentrieren werden. In Bezug auf die Arbeitsbelastung durch Berichte erwartet fast die Hälfte der Befragten einen erhöhten Gesamtarbeitsaufwand für die Berichterstattung, während 32 Prozent einen geringeren Aufwand und 20 Prozent keine Auswirkungen erwarten.
Praktisch alle Befragten glauben, dass radiologische Teams eine Rolle bei der Entwicklung und Validierung von KI-Anwendungen für die medizinische Bildgebung spielen wird, insbesondere ist die relative Mehrheit (62 Prozent) der Meinung, dass sie alle Entwicklungsphasen eines für die Anwendung in der Radiologie vorgesehenen KI-Systems überwachen sollten. Konkrete Aufgaben wurden wie folgt bewertet: Hilfe bei der Aufgabendefinition (knapp 45 Prozent, Bereitstellung von annotierten Bildern (32 Prozent) und Entwicklung von KI-basierten Anwendungen (23 Prozent).
Die relative Mehrheit der Befragten (72 Prozent) möchte über Vorteile und Grenzen von KI-Anwendungen und über den klinischen Einsatz von KI-Anwendungen (62 Prozent) aufgeklärt werden. 25 Prozent möchten über technische Methoden informiert werden, gut 23 Prozent möchten erfahren, wie sie die Kontrolle beim Einsatz von KI-Systemen behalten. Darüber hinaus sind die Befragten der Meinung, dass KI-Systeme, wenn sie Arbeits-/Befundungszeit sparen können, für die Interaktion mit anderen Klinikern (40 Prozent), Patienten (36 Prozent), KI-Entwicklern (15 Prozent) oder anderen Radiologen (neun Prozent) eingesetzt werden sollten.
In der Befragung zeichnet sich ein Interesse an Large Language Models (LLMs) ab, wobei etwa 25 Prozent der Befragten angaben, LLMs häufig oder gelegentlich zu nutzen, hauptsächlich zu wissenschaftlichen Zwecken. Die Rate der LLM-Nutzung für klinische Zwecke (etwa elf-13 Prozent) gibt laut der Studienautoren mit Blick auf die Zuverlässigkeit, möglichen ‚Bias‘ der Modelle, ethische Implikationen und Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und des Schutzes der Privatsphäre Anlass zur Sorge. Die Autoren weisen ausdrücklich darauf hin, dass Foundation-Modelle und LLMs in keinem aktuellen Produkt enthalten sind, das für die medizinische Verwendung zertifiziert ist. Im Zusammenhang damit wird auch auf den EU AI-Act hingewiesen, menschliche Aufsicht für alle KI-Anwendungen mit hohem Risiko vorschreibt, zu denen auch alle Medizinprodukte gehören.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass unter den ESR-Mitgliedern, die an der Umfrage teilgenommen haben, eine erhebliche Vertrautheit mit KI-Technologien besteht und deren potenzielle Vorteile und Herausforderungen erkannt werden. Im Vergleich zur Umfrage von 2018 gibt es keine relevante Veränderung in Bezug auf die Wahrnehmung der Auswirkungen von KI auf die Beschäftigungsmöglichkeiten, mit einem Trend zu einer optimistischeren Bewertung durch KI-Nutzer/-Forscher. Auch die Haltung zur Verantwortung von Radiologen für KI-Ergebnisse, die die klinische Entscheidungsfindung beeinflussen können, blieb unverändert. Der Einsatz von LLMs ist laut der Ergebnisse nicht nur auf die Forschung beschränkt, was den Aufklärungsbedarf zu KI und ihren Vorschriften unterstreicht.