Ultraschall hilft Tremor-Patienten

Eine nicht-invasive Ultraschall-Therapie kann Tremor-Patienten anhaltende Besserung ihrer Symptome bringen. Die Therapie ist auch bei der Parkinson-Erkrankung und neuropathischen Schmerzen einsetzbar.

Prof. Coenen (links) und Dr. Sajonz (Mitte) prüfen ein letztes Mal die korrekte Positionierung des Patienten, bevor die fokussierte Ultraschall-Behandlung losgeht. ©Universitätsklinikum Freiburg


Gegen den Essentiellen Tremor gibt es am Universitätsklinikum Freiburg jetzt eine neue, schonende Behandlungsoption: Nach Angaben des Klinikums erstmals in Süddeutschland ist dort eine Therapie möglich, die gezielt ins Gehirn eingreift – ohne Operation, ohne den Kopf zu eröffnen, ohne Schnitt, ohne Implantat. Mit fokussiertem Ultraschall (HiFUS) können bestimmte Hirnareale millimetergenau behandelt und so das Zittern ausgeschaltet werden – sicher, präzise und mit kurzer Erholungszeit. Die Therapie ist auch bei der Parkinson-Erkrankung und neuropathischen Schmerzen zugelassen.

Prof. Dr. Volker A. Coenen, Leiter der Abteilung für Stereotaktische Neurochirurgie an der Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Freiburg, erläutert, dass man mit dem neuen System den Tremor-Patienten, für die eine Operation nicht in Frage komme, eine sichere, schonende und langfristig wirksame Therapie anbieten könne. Der Effekt trete sofort ein und die Betroffenen könnten nach der Behandlung wieder zitterfrei trinken, essen oder schreiben, was oft fast unmöglich gewesen sei.

HiFUS wird zum Beispiel in den USA bereits seit rund zehn Jahren erfolgreich eingesetzt. In Deutschland war die Verfügbarkeit bisher jedoch stark eingeschränkt. „Der Grund war vor allem die fehlende Abrechnungsmöglichkeit über die Krankenkassen. Dieses Problem ist nun endlich gelöst. An der Wirksamkeit gibt es keine Zweifel“, so Coenen.

Präzise Behandlung ohne Schnitt

Die schmerzfreie HiFUS-Behandlung erfolgt vollständig ohne Schnitte oder Implantate: Patienten liegen während des Eingriffs in einem Magnetresonanztomografen (MRT), mit dem die Behandlung in Echtzeit überwacht wird. Über einen speziellen Helm werden über 1.000 Ultraschallstrahlen gebündelt und punktgenau auf ein Areal des Thalamus gerichtet, das als wichtige Durchleitungsstation für die Tremor-Signale im Gehirn dient. Durch die entstehende Wärme werden die überaktiven Nervenzellen gezielt deaktiviert, ohne umliegendes Gewebe zu schädigen.

Die Patienten sind während der gesamten HiFUS-Behandlung wach und erleben die Wirkung auf ihren Tremor direkt mit. Das sei für Patienten und Behandelnde ein ganz besonderer Moment, so der Neurochirurg Dr. Bastian Sajonz, Oberarzt der Abteilung für Stereotaktische Neurochiurgie des Universitätsklinikums Freiburg. Die Methode eignet sich insbesondere für Patienten, die auf Medikamente nicht ausreichend ansprechen oder keine tiefe Hirnstimulation wünschen.

Die neue Therapie zeichnet sich auch durch eine kurze Erholungszeit und ein geringes Risiko für Komplikationen aus. Das Ultraschallgerät der neuesten Generation ermöglicht zudem eine verbesserte Darstellung der Zielregion im Gehirn und einen optimierten Arbeitsablauf für das Behandlungsteam. Dadurch kann noch präziser gearbeitet werden und der Eingriff dauert kürzer.

Viele Patienten könnten das Krankenhaus bereits nach wenigen Tagen verlassen und rasch in ihren Alltag zurückkehren, so Sajonz. Internationale Studien belegen eine anhaltende Symptomverbesserung über mehrere Jahre. Die HiFUS-Behandlung in Freiburg ist Teil der klinischen Routineversorgung; eine Kostenübernahme erfolgt durch die Krankenkassen.

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