Neuroradiologie rettet Leben
Die Zahl der dokumentierten neuroradiologischen Schlaganfallbehandlungen ist im vergangenen Jahr erneut deutlich gestiegen. Das zeige eindrucksvoll, welche zentrale Rolle die interventionelle Neuroradiologie in der akuten Schlaganfallversorgung spiele, hieß es von der DGNR.
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Die DGNR hat gemeinsam mit der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG) und der Deutschen Gesellschaft für Interventionelle Radiologie und Minimalinvasive Therapie (DeGIR) die aktuellen Behandlungszahlen des DeGIR-/DGNR-Interventionsregisters 2024 veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass die Zahl der dokumentierten endovaskulären Schlaganfallbehandlungen mit 18.891 Fällen deutlich gestiegen ist. Auch die neuroradiologisch-interventionelle Behandlung komplexer Krankheitsbilder wie zerebraler Aneurysmen hat mit 5.631 Eingriffen im Jahr 2024 weiter zugenommen. Außerdem haben im vergangenen Jahr 586 Neuroradiologen die DeGIR-/DGNR-Qualifizierung zur minimalinvasiven Schlaganfalltherapie erhalten. Damit zeige sich, dass die moderne interventionelle Neuroradiologie längst ein wichtiger Baustein in der Notfallversorgung sei, hieß es. In Deutschland wird die minimalinvasive Versorgung von Schlaganfallpatienten durch interventionell tätige Neuroradiologen und Radiologen sichergestellt.
„Die aktuellen Zahlen belegen eindrucksvoll, welche zentrale Rolle die interventionelle Neuroradiologie in der akuten Schlaganfallversorgung spielt. Mit minimalinvasiven Katheterverfahren können verschlossene Hirngefäße in kurzer Zeit wiedereröffnet und bleibende Schäden oft verhindert werden. Die steigenden Fallzahlen zeigen nicht nur den medizinischen Fortschritt, sondern auch das Vertrauen, das Kliniken in diese hochspezialisierte Behandlung setzen“, so Prof. Dr. Peter Schramm, Präsident der DGNR.
Time is Brain
Ein Schlaganfall entsteht häufig, wenn ein Blutgerinnsel ein Hirngefäß verstopft. Dann zählt jede Minute – denn je länger das Gehirn ohne Sauerstoff bleibt, desto mehr Nervenzellen sterben ab. Bei bestimmten Formen des Schlaganfalls kann ein hochspezialisierter minimalinvasiver Eingriff Leben retten: die mechanische Thrombektomie. „Die interventionelle Neuroradiologie ist ein zentraler Pfeiler der modernen Notfallmedizin – insbesondere bei Schlaganfällen zählt jede Minute. Dank des Qualitätssicherungsregisters können wir belegen, wie hochspezialisierte Eingriffe tagtäglich Leben retten und bleibende Schäden verhindern. Um diese Versorgung auch in Zukunft sicherzustellen, braucht es jetzt gezielte Investitionen in Infrastruktur, Ausbildung und politische Unterstützung. Denn in der Schlaganfallbehandlung gilt mehr denn je: Verlorene Zeit bedeutet verlorene Hirnfunktion“, resümiert Schramm.
Qualitätssicherung durch auswertbare Daten
Seit 2018 ist das Qualitätssicherungsregister bei einem E-Health-Anbieter angesiedelt. Über 280 Kliniken in Deutschland, Österreich und der Schweiz dokumentieren ihre Eingriffe dort standardisiert und wissenschaftlich auswertbar. Das ermöglicht nicht nur Qualitätssicherung, sondern liefert auch eine gute Datengrundlage für Forschung, Versorgungspolitik und Öffentlichkeitsarbeit.
Die DGNR hat daher zum Tag gegen den Schlaganfall auch zu mehr politischem Engagement aufgerufen: Die flächendeckende Versorgung durch Netzwerke mit hochspezialisierten Behandlungszentren müsse weiter ausgebaut werden. Zugleich brauche es gezielte Nachwuchsförderung und klare Karriereperspektiven im Bereich der interventionellen Neuroradiologie.